Alte (Kaplan Franz Hübel-) Jugend

Kaplan Franz Hübel
Kaplan Franz Hübel ist 1950 nach Hetzendorf gekommen

Das Treffen der „Alten Jugend“

 

 

 

Heuer beschloss ich, wieder einmal zu diesem Treffen der Freunde aus unserer Pfarrjugendzeit zu gehen. Wer würde wohl da sein?

 

Wir gehören zu den älteren dieser Gruppe, die sich seit vielen Jahren im Herbst in der Hervicus-Stub‘n in Hetzendorf trifft. Ich war schon ein paar Jahre nicht mehr dabei, da von unseren gleichaltrigen oder älteren, die man ja besser kennt, kaum jemand gekommen war.

 

Und wirklich - anfangs dachte ich, auf der falschen Veranstaltung zu sein - wer waren denn diese Leute? Aber nach und nach kamen mir doch etliche Gesichter wieder bekannt vor und zwischendurch waren ja doch einige, die unverwechselbar sind. Z. B. Greterl sie sieht wie früher aus und ist doch inzwischen schon Urgroßmutter. Oder Gerhard, der verändert sich auch nie. Aber da sitzt ein großer starker Mann mit Vollbart, der ist mir völlig fremd. „Das ist der Horstl“ wurde ich belehrt. Und als ich ihn mir später auch noch von vorne ansah, hätte ich in ihm nie den großen schlanken Burschen erkannt, der er einmal war, obwohl ich ihn zwischendurch auch einmal gesehen hatte.

 

 

Einige von uns hatten sich am Nachmittag, auf Einladung von Richard, auf dem Hetzendorfer Friedhof eingefunden, um am Grab unseres lieben Herrn Kaplan Hübel, an ihn und an die Verstorbenen aus unseren Reihen zu denken. Dieser nette Brauch ist nach dem Tod unseres Herrn Kaplan entstanden.

 

 

Diese sogenannte „Alte Jugend“ umfasst etwa die Jahrgänge 1930 bis 1950. Da weilen leider viele nicht mehr unter uns. Etliche sind schon lange nicht mehr in Hetzendorf und wenn sie nicht auf Richards Liste stehen, wissen wir nichts von ihnen. Aber mit manchen haben wir unser Leben lang persönliche Kontakte und Freundschaften fürs Leben geschlossen. Ich habe meinen Mann bei der Pfarrjugend kennen gelernt und auch einige andere Ehen sind aus diesen Kreisen hervorgegangen.

 

 

Und dann kommen die Erinnerungen an die Zeit vor 60, 70 Jahren auf, die Zeit die wir nach dem Krieg gemeinsam in der Pfarrjugend verbracht haben. Etwa 1947 kam ich in diese Gruppe. Kaplan Gerhard Wolf hat sich damals um die Jugend bemüht. Es gab Glaubens- und Heimstunden, Mädchen und Buben natürlich getrennt. Sie fanden in der alten Holzbaracke statt, die viel später durch das neue Pfarrheim ersetzt wurde. Am Sonntag standen wir in Reih und Glied im Mittelgang bei der Jugendmesse um 7h 30 in der Kirche.

 

 

Wir machten viele Ausflüge und Wanderungen und wir waren tüchtige Wanderer. Wir gingen, um den Fahrschein zu sparen, oft gleich vom Marschallplatz zu Fuß in den Lainzer Tiergarten und machten dort große Runden. Wir machten Radtouren und mehrtägige Bergtouren. Auch damals war Tischtennis sehr beliebt und es wurden Tourniere ausgefochten. Wir feierten Faschingsfeste, spielten Theater und sangen in der Kirche bei besonderen Anlässen.

 

Das alles unter den strengen Augen von Pfarrer Josef Ernst Mayer und der noch strengeren Aufsicht seiner Haushälterin Elfriede, mit der es immer wieder so manchen Strauß auszufechten gab.

 

 

Als der sehr beliebte Kaplan Wolf im Jahr 1950 auf den Leopoldsberg versetzt wurde - damals war tatsächlich die Kirche dort oben ein Rektorat und es gab regelmäßigen Messbetrieb - waren wir alle sehr traurig. Unser später so geschätzter und geliebter Herr Kaplan Hübel hatte es anfangs nicht ganz leicht seine Nachfolge anzutreten. Die größeren Burschen, erinnere ich mich, prüften seine Wanderfähigkeiten, indem sie ihn schreckliche Wege im Wienerwald führten. Er machte alles mit und bald erkannten wir seine Liebenswürdigkeit und seine verständnisvolle Art sich alle zu Freunden zu machen. Später haben ihn auch unsere Kinder geliebt und wir hatten gute Kontakte bis in sein hohes Alter.

 

 

All diese Erinnerungen werden nach so einem Treffen wieder lebendig. Man hat auch allerhand Neues erfahren, was die alten Freunde im Laufe der Zeit erlebt haben. Es hat sich also gelohnt diesen Nachmittag mit ihnen zu verbringen.

 

 

Gerlinde Kalsner 2017